Warum es bei der Bahn nicht läuft: Kein Tag ohne Panne?

16. Dezember 2017 zur Übersicht

Diskussionsrunde im Deutschlandfunk Kultur am 16.12.2017 mit Martin Burkert, MdB (SPD) & Prof. Dr. Andreas Knie, Mobilitätsforscher am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung

Es hätte ein so schöner Tag werden können: In Rekordzeit sollte der neue ICE von Berlin nach München rasen. Aber ausgerechnet der Eröffnungszug mit Prominenten und Politikern blieb stecken und kam mit erheblicher Verspätung in München an - nicht die einzige Panne.

Die Bahn gibt sich einsilbig und verweist darauf, dass man die technischen Probleme lösen werde. Aber längst ist offenkundig, dass mehr als nur die Technik versagt hat: Für die vielen Verspätungen und Pannen im Zugverkehr machen Kritiker die Strukturen der Bahn, die Folgen des misslungenen Börsengangs und eine verfehlte Verkehrspolitik insgesamt verantwortlich.

Wo sind politische, wo ökonomischen Fehler gemacht worden? Lässt sich diese Bahn noch modernisieren? Oder sollten wir - mit Blick auf andere Länder - nicht viel lieber froh sein, dass sie noch so gut funktioniert?

Über diese und andere Fragen diskutierten im Wortwechsel:

Michael Cramer, Mitglied des Europäischen Parlaments und Verkehrspolitiker der Grünen

"Seit Jahren und Jahrzehnten wird zu wenig in die Bahn investiert. So haben wir als vordringliche Verkehrsvorhaben der Bundesregierung 800 Straßenprojekte, aber nur 27 Schienenprojekte. Der ehemalige Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt hat die Straßenmaut gesenkt und Schienenmaut erhöht. Die Politik macht künstlich das umweltfreundliche Bahnfahren teuer und künstlich die klimaschädlichen Straßen- und Luftverkehre billig."

Martin Burkert, Eisenbahner und für die SPD Vorsitzender im Verkehrsausschuss der 18. Wahlperiode des Bundestages

 "Ich spreche mich schon lange dafür aus, dass wir die Mehrwertsteuer für die Bahn abschaffen oder zumindest halbieren. Deutschland ist das einzige Land, in dem von den Schienenverkehrsunternehmen der volle Satz verlangt wird."

Prof. Dr. Andreas Knie, Mobilitätsforscher am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung

 "Die Bahn darf nicht die Beute des Staates sein. Es darf nicth sein, dass parteipolitische Interessen die Unternehmenspolitik der Bahn bestimmen. Wir brauchen eine unabhängig arbeitende und gut finanzierte Bahn."

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