In der Nacht vom 5. auf den 6. Februar 1989 versuchte der 20-jährige Chris Gueffroy mit sei-nem gleichaltrigen Freund, Christian Gaudian, durch den Britzer Verbindungskanal auf die Neuköllner Nobelstraße in den Westen zu flüchten.
Chris Gueffroy war kein abenteuerlustiger oder leichtsinniger Mensch. Er wollte aber partout nicht zum Militärdienst der Nationalen Volksarmee. Zudem hatte er von Freunden in Thüringen gehört, dass der Schießbefehl außer Kraft gesetzt worden sei.
Als nur noch ein zwei Meter hoher Streckmetallzaun und der Kanal die beiden Flüchtlinge vom West-Berliner Ufer trennten, wurden sie entdeckt und sofort unter Beschuss genommen.
Chris Gueffroy wurde von insgesamt zehn Schüssen von vorne in die Brust getroffen und starb einen qualvollen Tod im Kugelhagel der Grenztruppen.
Er war der letzte Flüchtling, der an der Berliner Mauer erschossen wurde.
Christian Gaudian wurde festgenommen und drei Wochen später wegen "versuchten ungesetzlichen Grenzübertritts im schweren Fall" zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von drei Jahren verurteilt.
Das Schicksal von Chris Gueffroy bewegt uns auch deshalb so sehr, weil es besonders tragisch ist: Nur wenige Monate später hätte er ohne Lebensgefahr über Ungarn fliehen können. Nach dem Fall der Mauer wäre eine Flucht nicht mehr nötig gewesen.
Die Mutter von Chris, Karin Gueffroy, war Nebenklägerin im Prozess gegen die Mauerschützen, die zu Bewährungsstrafen verurteilt wurden.
Seit dem 21. Juni 2003, dem 35. Geburtstag von Chris Gueffroy, erinnert ein Gedenkstein und eine Informationstafel am Britzer Verbin-dungskanal an Chris Gueffroy