Nach der Europawahl Wer vertritt uns im Europaparlament?

01. Juni 2014 zur Übersicht

Artikel erschienen in "Der Tagespiegel" vom 01.06.2014

Im neuen Europaparlament gibt es alles: harte Sachpolitik, Klamauk und Extreme. Hier stellen wir einige Abgeordnete vor.

Vor 35 Jahren hat sich Michael Cramer für ein Leben ohne Auto entschieden. Der 64-jährige Grünen-Politiker ist ein begeisterter Fahrradfahrer, hat den 160 Kilometer langen Berliner Mauerweg für Fahrräder und Fußgänger initiiert. Auf europäischer Ebene ist Cramer der Wegbereiter des inzwischen auf 10 000 Kilometer ausgebauten Europa-Radweges „Iron Curtain Trail“, der die Geschichte des Eisernen Vorhangs „erfahrbar“ macht. 5000 Kilometer der Strecke ist er selbst abgefahren.

15 Jahre Berliner Abgeordnetenhaus lagen hinter dem Sport- und Musiklehrer, als er 2004 das erste Mal ins Europarlament gewählt wurde. Jetzt zieht der verkehrspolitische Sprecher der grünen Europa-Fraktion als einer von elf deutschen Grünen das dritte Mal ins Parlament ein und wird wohl wieder im Verkehrsausschuss arbeiten. Gerne würde er auch in den Kulturausschuss. In der vergangenen Legislaturperiode sei das wegen paralleler Veranstaltungen aber nicht möglich gewesen.

Michael Cramer ist überzeugter Europäer und setzt sich dafür ein, dass grenzüberschreitende Verbindungen absolute Priorität haben. Er ärgert sich maßlos, wenn Politiker ihre Verantwortung auf Brüssel abwälzen. „Ich kenne kein Gesetz von Relevanz, dem die Bundesregierung nicht zugestimmt hat. Also muss man Europa nicht immer madig machen.“ Die europäischen Verkehrspolitiker hätten die Kostenerstattung für Verspätungen nicht nur im internationalen, sondern auch im nationalen Transport durchgesetzt. „Das wollten Kommission und Rat zunächst nicht, aber da haben wir Verkehrspolitiker uns durchgesetzt und gesagt, dass wir so einen Blödsinn nicht mitmachen.“

Cramer
betrachtet Brüssel als seinen Arbeitsplatz und hat dort eine Wohnung, in Straßburg wohnt er im Hotel. Und je nach Terminlage fährt er wie viele andere an den Wochenenden wieder nach Berlin. Er betont gern, dass die EU-Parlamentarier 42 Sitzungswochen haben – im Gegensatz zu den 22 Sitzungswochen der Bundestagsabgeordneten.

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