Kampf um Rechte der Fluggäste Verbraucherschützer kritisieren EU-Vorschlag

30. August 2013 zur Übersicht

Dieser Artikel ist am 30.08.2013 in der Berliner Zeitung erschienen.

Der Kampf um die Rechte von Fluggästen gewinnt an Schärfe. Massiv hat der europäische Fahrgast-Dachverband EPFdie Pläne der EU-Kommission attackiert. Ein Großteil der Änderungen stelle die Passagiere schlechter als bisher, sagte  PF-Vorstandsmitglied Josef Schneider. So solle bei Flügen mit einer Distanz bis zu 3500 Kilometern ein Anspruch auf Entschädigung erst nach fünf statt jetzt nach drei Stunden Verspätung entstehen. Für Schneider steht fest: "Setzen sich die EU-Kommission und die deutsche Bundesregierung mit ihren Änderungen durch, gehen rund 72 Prozent der Passagiere, die derzeit Entschädigungen fordern können, künftig leer aus."

Die Bundesregierung unterstützt indes die Pläne der Brüsseler Behörde. Es werde mehr Rechtssicherheit für die Verbraucher geschaffen, heißt es in Berlin. Branchenkenner gehen davon aus, dass die EU-Kommission den vielen angeschlagenen Airlines in Europa helfen will. In den vergangenen Jahren haben sowohl Brüssel als auch viele nationale Regierungen komplexe Regelwerke geschaffen, die selbst Juristen manchmal nicht mehr durchschauen. Fluggesellschaften klagen über eine Flut von Beschwerden. Allein bei Air Berlin sollen 30000 nicht bearbeitete  Reklamationen über Verspätungen und Flugausfälle aufgelaufen sein. Verbraucherschützer werfen den Airlines vor, die Bearbeitung von Schadenersatzforderungen bewusst zu verschleppen.Besonders kritisch beurteilt der europäische Fahrgast-Dachverband geplante Ausnahmeregelungen. So sollen künftig technische Defekte an Flugzeugen als "außergewöhnliche Umstände" gelten. Sie wären dann ein Grund, keinen Ausgleich zahlen zu müssen. Bislang gehören die zum normalen Betriebsrisiko einer Fluggesellschaft. Diese Aufweichung der Bestimmungen könnte nach Ansicht von  Experten dazu führen, dass Airlines technische Probleme vorschieben, wenn sie Flüge stornieren, die nicht ausreichend ausgelastet sind. Schneider forderte zudem, dass Passagierrechte künftig verständlicher und nachvollziehbarer formuliert werden müssten. Das Europaparlament und die Mitgliedsstaaten müssen dem im März
vorgelegten Gesetzentwurf der Kommission zustimmen.