In Zukunft soll Maut streckenbezogen sein: EU-Parlament stellt sich gegen deutsche Pkw-Maut-Pläne

29. Oktober 2018 zur Übersicht

Artikel erschienen in "automobilwoche.de" am 25.10.2018

Die geplante deutsche Pkw-Maut bleibt eine schwere Geburt. Das EU-Parlament stimmte nun dafür, dass künftige Mautgebühren an die gefahrene Entfernung gekoppelt werden sollen.

Deutschlands Pläne für die Pkw-Maut bekommen erneut Gegenwind aus der EU. Das Europaparlament stimmte am Donnerstag für einen Gesetzesvorschlag, der vorsieht, Mautgebühren künftig an die zurückgelegte Entfernung zu koppeln. Die schon beschlossene, aber noch nicht eingeführte deutsche Pkw-Maut soll hingegen pauschal für bestimmte Zeiträume erhoben werden - ähnlich dem Vignetten-Prinzip.

Schon im Mai 2017 hatte die EU-Kommission die Abkehr von zeitbezogenen Maut-Gebühren vorgeschlagen - um die tatsächliche Straßennutzung akkurater widerzuspiegeln. Der damalige Bundesverkehrsminister forderte daraufhin, dass die EU-Mitgliedstaaten die Freiheit haben müssten, selbst über ihr Maut-System zu entscheiden.

Das EU-Parlament stimmte nun dafür, die Kommissionspläne etwas zu ändern: Für Lastwagen und schwere Lieferwagen über 2,4 Tonnen soll die streckenbezogene Maut ab 2023 kommen, für Fahrzeuge wie Vans und Minibusse dann ab 2027. Die deutsche Pkw-Maut soll laut Gesetz für alle Personenwagen und Wohnmobile mit bis zu 9 Sitzen gelten. Die Definition der Fahrzeugklassen im deutschen Gesetz und in dem EU-Entwurf sind also etwas unterschiedlich.

Bevor neue EU-Regeln verabschiedet werden können, muss sich das Parlament noch mit den Mitgliedstaaten auf einen Kompromiss einigen.

Maut soll bis 2021 eingeführt werden


Der Grünen-Europaabgeordnete Michael Cramer forderte in einer Mitteilung: "Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer muss sich von einer deutschen Ausländer-Maut verabschieden und sich für eine gerechte EU-weite Straßenmaut einsetzen."

In Deutschland soll die von der CSU geforderte Pkw-Maut in dieser Wahlperiode eingeführt werden, also bis 2021. Einen Termin gibt es noch nicht. Die Gebühr soll auf Bundesstraßen und Autobahnen kassiert werden. Inländische Autofahrer sollen im Gegenzug für Mautzahlungen durch eine geringere Kfz-Steuer komplett entlastet werden. Mautzahler sollen dabei nicht an aufgeklebten Vignetten, sondern über einen elektronischen Kennzeichen-Abgleich erkannt werden.