Historische Gleisstrecke soll bis Eupen reaktiviert werden

15. Juni 2017 zur Übersicht

Artikel erschienen in "Aachener Nachichten" am 14.06.2017

Euregio Maas-Rhein spricht sich für Reaktivierung und Anschluss der ostbelgischen Stadt an das Netz der Euregiobahn aus

Am 31. März ist für Oliver Paasch der Termin so wichtig, dass er direkt vom Staatsbesuch in der Delegation des belgischen Königspaars bei der dänischen Königin Margrethe II. zum Stolberger Hauptbahnhof kommt. Bei der Besprechung des Ministerpräsidenten der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens mit der Geschäftsführung der Euregio Verkehrsschienennetz GmbH (EVS), Bürgermeister Tim Grüttemeier sowie dem Europaparlamentarier Michael Cramer (Grüne) und dem Eupener Schöffen Arthur Genten dreht sich alles um eine Reaktivierung der Schienenverbindung zwischen Stolberg über Breinig nach Eupen. Paasch kündigt an, sich bei der Euregio Maas-Rhein für das Vorhaben stark zu machen.

Und jetzt hat der Vorstand der Stiftung Euregio Maas-Rhein auf Paaschs Initiative hin bei seiner Sitzung in Eupen eine Resolution verabschiedet, die von den Exekutiven der Partnerländer eine Reaktivierung der Bahnstrecke zwischen Stolberg und Eupen fordert.

Seit der Inbetriebnahme der Euregiobahn sei deren Netz kontinuierlich ausgebaut worden, heißt es in der Resolution und weiter: »Nachdem die Parkstad Limburg auf niederländischer Seite bereits in das Angebot aufgenommen werden konnte, stellt sich aktuell die Frage nach einer Verbindung mit dem belgischen Bahnhof Eupen mittels der Wiedereröffnung der historischen Linie Eupen-Stolberg.«

Die Euregio Maas-Rhein erkenne in einer möglichen Verlängerung der Euregiobahn von Stolberg nach Eupen eine bedeutende Ergänzung zu bereits bestehenden grenzüberschreitenden Mobilitätsangeboten. »Eine Anbindung Ostbelgiens an das Netz der Euregiobahn wäre zweifellos in vielerlei Hinsicht, so im Bereich der Studenten- und Arbeitskräftemobilität oder des Tourismus, ein großer Gewinn für die gesamte Euregio«, unterstreicht der Vorstand. Nicht zuletzt wäre das Schienenverkehrsangebot für zahlreiche deutsch-belgische Berufspendler eine umweltfreundliche und nachhaltige Alternative zum Auto.

Allerdings ist eine Reaktivierung mit der Herausforderung verbunden, vor allem auf deutscher Seite einen Streckenabschnitt von etwa 13,5 Kilometer mit den beiden größeren Viadukten über Rüstbach und den Falkenbach an der Schlauser Mühle zu sanieren. »Die hierdurch anfallenden Kosten sind bislang nicht bekannt und sollten im Rahmen einer Studie erfasst werden«, besagt die Resolution. Zudem müssten die eingesetzten »Talent«-Fahrzeuge für die Befahrung des belgischen Schienennetzes zugelassen werden.

Die Euregio Maas-Rhein fordert die belgische Föderalregierung, die deutsche Bundesregierung, die nordrhein-westfälische Landesregierung und die EU-Kommission auf, eine Reaktivierung der Bahnstrecke zwischen Stolberg und Eupen zu unterstützen.

Bei dem Termin in Stolberg hatte Paasch angekündigt, eine Förderung durch Interreg-Mittel anzustreben. Schienenverkehrsexperte Cramer hatte darauf hingewiesen, dass der angestrebte grenzüberschreitende Lückenschluss nach Eupen sich von vergleichbaren Vorhaben in Europa deutlich unterscheide: »Die ganze Region unterstützt das Vorhaben«, sagte der Parlamentarier, dass bei vielen grenzüberschreitenden Lücken im Netz sich beide Seiten bei weitem nicht einig seien. Dabei zähle letztlich nur der politische Wille, eine Finanzierung sicherzustellen.

Heute berät NVR über Zuschuss


Über einen ersten Schritt in Richtung Belgien berät heute der Hauptausschuss des Zweckverbandes Nahverkehr Rheinland. Er soll den Weg freimachen für die Finanzierung des ersten Abschnittes. Mit rund 3,62 Millionen Euro soll ein 90-prozentiger Zuschuss zur Reaktivierung der Gleise zwischen Altstadt und Breinig für den Personenverkehr gewährt werden.

Die Gesamtkosten für die etwa fünf Kilometer einschließlich einer Erneuerung des Rüstbach-Viaduktes werden von der EVS mit 5,025 Millionen Euro angegeben. Bei der Bezuschussung soll ein Abschlag von 20 Prozent aufgrund der Nutzung für Güterverkehr berücksichtigt werden. Die Entscheidung fällt am 30. Juni bei der Vollversammlung des NVR.