Von Nada Weigelt
Zum Jahrestag des Mauerfalls am 9. November sehen die Grünen gute Chancen, den Berliner Gedenkort "Parlament der Bäume" unter Denkmalschutz zu stellen. "Es kann nicht angehen, dass der einzige verbliebene Mauerrest im Regierungsviertel immer noch nicht dauerhaft unter Schutz steht", sagte der Berliner EU-Abgeordnete Michael Cramer am Wochenende. Der Parlamentarier setzt sich seit Jahren auch mit Führungen und Vorträgen für ein angemessenes Mauergedenken ein.
Das "Parlament der Bäume" war auf Initiative des Berliner Künstlers Ben Wagin 1990 auf dem früheren Grenzstreifen angelegt worden, um so an die Toten der Berliner Mauer zu erinnern. Weil jedoch das Grundstück am Schiffbauerdamm eine Reservefläche für Bundesbauten ist, gilt der Fortbestand des Mahnmals ab 2018 als nicht gesichert.
Inzwischen gebe es jedoch eine parlamentarische Antwort von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU), derzufolge die Zuständigkeit für Fragen des Denkmalschutzes grundsätzlich bei den Bundesländern liege, sagte Cramer. Die Landeskulturverwaltung wiederum habe sich offen für das Anliegen gezeigt. "Das ewige Mikadospiel ist damit hoffentlich vorbei. Jetzt müssen Taten folgen."
In der Antwort von Landeskulturstaatssekretär Torsten Wöhlert an die Grünen-Abgeordnete Sabine Bangert heißt es wörtlich: "Das Parlament der Bäume ist ein Gedenkort, der in enger Verbindung mit den Mauerrelikten steht und deshalb als Teil des Denkmalbereichs Berliner Mauer zu betrachten ist." Das Landesdenkmalamt bereite eine Eintragung des "Parlaments der Bäume" in die Denkmalliste Berlin vor.
Dieser Schritt, so heißt es in dem Papier weiter, sei geeignet, den dauerhaften Erhalt des Denkmals zu gewährleisten. Alternativ dazu könne der Bund auch auf die eigentlich zulässige Bebauung an diesem Ort verzichten und sich verpflichten, die verbliebenen Mauerrelikte auf den bundeseigenen Grundstücken zu erhalten. Die Bundestags-SPD hatte bereits angekündigt, sich für eine entsprechende Änderung des Bebauungsplans einzusetzen.
Das "Parlament der Bäume" hatte für den Bau des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses schon einmal verkleinert werden müssen. Damals wurden Teile in den Bibliotheksbau des Bundestagsgebäudes integriert.
Zur ursprünglichen Anlage draußen gehören vor allem Granitplatten, auf denen die Namen von 258 Maueropfern stehen. Herzstück des Gedenkorts sind hundert Bäume, die von Abgeordneten des ersten gesamtdeutschen Bundestags als "Parlament" gepflanzt wurden. Dazu gibt es Gedenksteine, Zeugnisse der Berliner Grenzanlagen, Blumenbeete, Bilder und Texte.
An der Gestaltung hatten sich 30 internationale Künstler beteiligt, darunter Thadeus Kantor, Klaus Staeck und Otto Dressler. Der Initiator Ben Wagin ist in Berlin schon lange als ungewöhnlicher Aktionskünstler bekannt. Die frühere Berliner Abgeordnetenhaus-Präsidentin Hanna-Renate Laurien hatte ihn einmal so beschrieben: "Ben Wagin ist einer dieser irren Typen, die diese Stadt braucht wie die Luft zum Atmen."