Geschichtsunterricht im Kreisverkehr

22. Mai 2007 zur Übersicht

Beitrag aus der Berliner Zeitung
Der frühere Todesstreifen an der Mauer ist heute ein 160 Kilometer langer Rad- und Wanderweg. Und ein Lehrpfad durch die Vergangenheit der geteilten Stadt.

BERLINER MAUERWEG - Freizeiterlebnis im Grenzbereich: Der frühere Todesstreifen an der Mauer ist heute ein 160 Kilometer langer Rad- und Wanderweg. Und ein Lehrpfad durch die Vergangenheit der geteilten Stadt.
Als "Berliner Mauer" wird meist die 43 Kilometer lange innerstädtische Sperranlage zwischen Berlin (West) und Ost-Berlin bezeichnet. Dazu gehört aber auch der rund 112 Kilometer lange Mauerring, der West-Berlin vom umliegenden DDR-Gebiet isolierte. Auf der Gesamtstrecke von 160 Mauer-Kilometern verläuft heute der Mauerweg - meist auf den alten DDR-Postenwegen oder auf dem ehemaligen Zollweg, der auf West-Berliner Gebiet an der Mauer verlief.
Über 600 Schilder weisen auf den Weg hin. Der Senat hat an der Strecke alle 1,5 Kilometer Luftaufnahmen installiert, auf denen der frühere Grenzstreifen markiert ist. Längs des äußeren Mauerrings kann man sich zudem an 15 orangefarbenen Informationsstelen darüber informieren, wie es am jeweiligen Standort zu DDR-Zeiten aussah.
Auf der Route durch die Innenstadt gibt es Informationstafeln der "Geschichtsmeile Berliner Mauer", die über den Mauerbau und wichtige Ereignisse aufklären. So erinnert eine Tafel an der Invalidenstraße an Günter Litfin, der am 24. August 1961 bei einem Fluchtversuch erschossen wurde. Er war das erste Maueropfer.
Empfehlenswert ist es, eine Tour zuvor mit Hilfe der Internetseite Berlins (www.berlin.de) zu planen. Dort gibt es 14 Vorschläge für Einzelstrecken mit Luftaufnahmen und Beschreibungen, die man sich für unterwegs ausdrucken kann. Anfangs- und Endpunkt aller Etappen kann man mit dem öffentlichen Nahverkehr erreichen.
Historisch Interessierte sollten sich im Buchhandel, in den Museumsshops der Gedenkstätte Bernauer Straße, des Mauermuseums am Checkpoint Charlie oder beim Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) (Brunnenstraße 28) Karten und Literatur zum Thema besorgen. Ein Muss für Radler ist das Büchlein "Berliner Mauer-Radweg" des grünen Europa-Abgeordneten und Mauerweg-Initiators Michael Cramer. (Verlag Esterbauer, 9,90 Euro). In dem Ringbuch beschreibt Cramer 14 Routen auf dem Streifen- mit historischen und politischen Erläuterungen. Im Juni erscheint eine aktualisierte Ausgabe. Ebenfalls im Juni gibt es eine Neuauflage der vergriffenen Mauerweg-Radkarte des ADFC.
Spuren der DDR-Grenzanlage gibt es trotz Abriss reichlich. Die Cottbuser Denkmalexperten Leo Schmidt und Axel Klausmeier haben die Überreste der innerstädtischen Mauer in dem Buch "Mauerreste-Mauerspuren" Westkreuz-Verlag, 14,90 Euro) mit Text und Fotos erfasst. Anhand unscheinbarer Details (Wachturmfundamente, Lichtmasten, Schaltkästen) beschreiben die Forscher, wie und wo das tödliche Grenzsystem funktionierte. Sogar Beton-Blumenkästen dienten als Sperren.
Fachkundig geführte Mauer-Touren bietet die Gedenkstätte Bernauer Straße an. Die nächste startet am Sonntag, dem 27. Mai um 14 Uhr, führt vom S-Bahnhof Heiligensee nach Staaken. Kosten: 5 Euro. Anmeldung erforderlich unter Tel. 464 10 30. Für Schulklassen und Gruppen kann man Sondertermine buchen. Michael Cramer lädt am Samstag, dem 26. Mai, um 14 Uhr zu seinem traditionellen "Mauerstreifzug" per Fahrrad ein. Die Tour führt vom Potsdamer Platz zum S-Bahnhof Schöneweide.
Der Mauerweg im Internet mit Links zu Gedenkstätten und Museen: www. berlin.de/mauergedenken