Gegen das Aus der Nachtzüge

06. März 2015 zur Übersicht

Protestaktion vor dem Bundestag am 6. März 2015

Obwohl sich bei der Anhörung im Verkehrsausschuss des Bundestages im Januar die Mehrheit der Expertinnen und Experten für den Erhalt der Nachtzüge aussprachen (s. Protokoll), wurden viele Nachtzüge wie der von Berlin nach Paris abgeschafft. Die Große Koalition will sich nicht aktiv für deren Erhalt einsetzen. Gegen den Abbau und die absehbare Abschaffung des Nachtzugverkehrs durch die DB AG habe ich am Freitag mit meinem Kollegen Matthias Gastel, MdB, Bahnpolitischer Sprecher der Grünen Fraktion im Bundestag vor dem selbigen demonstriert und gesprochen.

Hierzu meine Pressemitteilung vom 11.12.2014

11.12.2014

Stoppt den Tod der internationalen Fern- und Nachtzüge

Letzter Nachtzug Berlin - Paris, letzte EuroCities Berlin - Wien und Berlin - Breslau


Am Donnerstagabend, 11.12.2014, 20:06 Uhr verlässt der letzte Nachtzug Berlin in Richtung Paris. Am Samstag, 13.12.2104, wird um 8:46 Uhr sowohl der letzte durchgängige EuroCity (EC) von Berlin über Prag nach Wien als auch der letzte EC „Wawel" von Hamburg über Berlin nach Breslau fahren. Michael Cramer, Vorsitzender des Verkehrsausschusses des Europäischen Parlamentes und Europaabgeordneter aus Berlin, wird den EC Wawel um 9:30 Uhr am Gleis 1 tief im Hauptbahnhof verabschieden und mitfahren. Dazu erklärt Michael Cramer, MdEP:


„In Europa wächst leider nicht zusammen, was zusammen gehört. Im Gegenteil: 25 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhanges und der Berliner Mauer und zehn Jahre nach der EU-Osterweiterung ist das Schienennetz in Europa mehr denn je ein Flickenteppich, dessen Lücken exakt an den Grenzen sind.

Die EU-Gelder werden nicht für den europäischen Mehrwert, sondern für nationale Prestigeprojekte verwendet. Die Rheinbrücke zwischen dem deutschen Freiburg und dem französischen Colmar ist auch 70 Jahre nach Kriegsende noch nicht wiederhergestellt. Und die Verbindungen von Berlin nach Breslau, Stettin oder ?winouj?cie haben das Vorkriegsniveau noch längst nicht erreicht. Dabei müssen je Strecke lediglich 100 Millionen Euro investiert werden.

Da der Zug von Berlin nach Breslau heute 5 Stunden braucht - vor dem Krieg waren es 2,5 Stunden - ist der Fernbus schneller. Polen hat die Strecke zwar von Breslau bis zur Grenze elektrifiziert und ertüchtigt, Deutschland aber nur bis Cottbus. Deshalb muss zweimal die Lok gewechselt werden. Es ist zynisch, dass die DB die Einstellung des EC Wawel nun ausgerechnet mit der selbst verschuldeten schlechten Qualität der Bahnverbindung rechtfertigt!

Denn Verantwortung tragen die Bundesregierung und die DB AG. Während in Stuttgart Milliarden keine Rolle spielen, sind für die Strecke von Cottbus über Horka nach Polen 100 Millionen Euro - angeblich - nicht vorhanden.

Das liegt auch an den unfairen Rahmenbedingungen. Der Fernverkehr der Bahn darf nicht subventioniert werden, jedoch sind von 23 internationalen Flughäfen in Deutschland 17 (!) defizitär. Während die Bahn Steuern auf Energie und Treibstoff zahlen, die volle Mehrwertsteuer entrichten und für jeden gefahrenen Kilometer eine Trassengebühr aufbringen muss, ist das Flugbenzin von jeglicher Besteuerung befreit. Auf internationalen Flügen wird zudem die Mehrwertsteuer erlassen. Und auch der Fernbus wird einseitig privilegiert: Er zahlt keine Maut.

Aber auch die Deutsche Bahn AG muss ihre Hausaufgaben machen. Die Potenziale sind noch nicht alle gehoben. Mit einem attraktiven Service und funktionierendem Fuhrpark sowie vor allem höherer Pünktlichkeit können Nachtzüge auch heute erfolgreich sein. Sie können eine sinnvolle Alternative zu Flugzeug und Bus sein und Fahrgäste zurück auf die Schiene holen!

Mit der Einstellung von Fern- und Nachtzügen rollt die DB AG den Airlines den roten Teppich aus. Das muss verhindert werden!"

 

Studie der Grünen Bundestagsfraktion vom 09.12.2014:
„Aktuelle Situation und Handlungsansätze zur Weiterentwicklung des Nachtreisezugverkehrs in Deutschland“