In den bisherigen EU-Mitgliedsländern rollen acht Prozent aller Gütertransporte auf der Schiene, in den neuen Beitrittsländern Osteuropas bis zu 40 Prozent, erklärte Karsten Imbrock vom Verkehrsclub Deutschland. Jetzt heißt die Frage: Wer passt sich an wen an? Wenn die neuen EU-Mitglieder sich an den alten orientieren und Transporte von der Schiene zur Straße verlagern, wächst der Güterverkehr dort ungebremst weiter.
Zustände wie auf der B 170 zwischen Dresden und Altenberg werden sich dann noch einmal verschärfen, auch an vielen anderen Straßen. Das war für die rund 150 Besucher der Podiumsdiskussion am Montagabend im Bürgerhaus Schmiedeberg eine Schreckensvorstellung. Gut die Hälfte des Publikums waren Teilnehmer der Fahrraddemo "Tour de Natur", 20 bis 30 Schmiedeberger Bürger waren gekommen und weitere Interessierte aus der Region.
Georg Hamburger, der verkehrspolitische Sprecher der sächsischen CDU-Landtagsfraktion, stand allein auf weiter Flur, um die Verkehrspolitik seiner Regierung zu verteidigen. Er vertrat die Lösung, den Verkehr, "der nun einmal da ist", auf weitere Straßen zu verteilen, vor allem die Autobahn Dresden-Prag mit Nachdruck fertig zu stellen. Ziel müsse sein, an der Grenze etwa alle zehn Kilometer einen Grenzübergang für Pkws und Transporter bis 3,5 Tonnen Gewicht einzurichten.
Lauten Beifall erntete der grüne Europaparlamentarier Michael Cramer. Er forderte, nicht nur neue Straßen zu bauen und damit neuen Straßenverkehr hervorzurufen, sondern auch neue Schienenstrecken zu errichten. "Dann kommen auch neue Leute, die Bahn fahren." Er forderte ein Verkehrsprojekt Europäische Einheit, in dem die großen Bahnfernlinien nach Osteuropa angemessen berücksichtigt werden müssen.
Um die konkreten Probleme an der B 170 zu lösen, wiederholte Holger Flegel von der Bürgerinitiative Lebenswertes Erzgebirge die Forderung nach einem Nachtfahrverbot, Tonnagebegrenzungen und Tempobeschränkungen.(SZ/fh)
Erschienen in der Sächsischen Zeitung vom 11. August 2004