Vor 55 Jahren begann man, die Deutschen zu spalten. Mit der Verordnung vom 26. Mai 1952 legte die SED-Führung die Grundlage für den Ausbau einer befestigten und gesicherten Staatsgrenze. Das Grenzgebiet bestand aus einem zehn Meter breiten Kontrollstreifen unmittelbar an der Grenze, den niemand betreten durfte, einem 500 m breiten Schutzstreifen und einer 5 km breiten Sperrzone. Die Straßen vom Landesinneren der DDR in die Sperrzone wurden mit Schlagbäumen versperrt und von Posten überwacht, ihre Bewohner erhielten ein spezielles Wohnrecht in ihren Personalausweis eingetragen. Freunde und Bekannte, die zu Besuch kamen, benötigten einen Passierschein.
Das war für die DDR nicht die erste, aber die effizienteste Maßnahme, um Ost-Deutsche von West-Deutschen zu trennen. Nach dem Auseinanderbrechen der ehemals Alliierten hatte der nach Kriegsende abgewählte britische Premierminister Winston Churchill schon am 5. März 1946 festgestellt, dass ein Teil Europas hinter einem "Eisernen Vorhang" verschwunden sei. Und ab 1947 verstärkten die Sowjets den Ausbau der Zonengrenze durch die Errichtung von Straßensperren und Stacheldrahthindernissen an unübersichtlichen Stellen.
Dennoch war sie zunächst noch passierbar. Das änderte sich mit der Verordnung vom 26. Mai 1952.Von Ende Mai bis Anfang Juni 1952 wurden über 8.000 DDR-Bürger aus der fünf Kilometer breiten Sperrzone als "unzuverlässige Elemente" umgesiedelt. Diese Zwangaussiedlung wurde "Aktion Ungeziefer" genannt. Das dafür von den SED-Ideologen gewählte Wort zeigt, wie wenig sie aus der Barbarei des Hitler-Faschismus gelernt hatten.
Denn die Zeit, in der Menschen als "Ungeziefer" nicht nur diffamiert, sondern auch ermordet wurden, lag erst wenige Jahre zurück. Im Verlauf der Jahre wurde der Grenzstreifen in der DDR immer weiter perfektioniert, bis es faktisch unmöglich war, von Ost- nach West-Deutschland zu fliehen.
Anders war die Situation in Berlin. Zwar mussten DDR-Bürger auch zum Besuch von Ost-Berlin eine besondere Genehmigung haben, eine perfekte Kontrolle im Alltag war aber kaum durchführbar. Vor dem Mauerbau war es noch möglich, sich in der Vier-Sektoren-Stadt relativ frei zu bewegen. Es war nicht ungewöhnlich, im einen Teil Berlins zu wohnen und im anderen zu arbeiten und die S- und U-Bahnen fuhren ungehindert über die Sektorengrenzen. Deshalb nutzten die meisten der mit den politischen und wirtschaftlichen Verhältnissen unzufriedenen DDR-Bürger den Fluchtweg über West-Berlin und von dort mit dem Flugzeug in die Bundesrepublik.
Diese Möglichkeit wurde mit dem Bau der Berliner Mauer 1961 versperrt. Danach forcierte die SED-Führung durch die "Aktion Festigung", die auch "Aktion Kornblume" genannt wurde, die 1.400 km lange innerdeutsche Grenze. Dabei wurden weitere 12.000 Personen umgesiedelt und viele Ortschaften, die im Schutzstreifen lagen, abgerissen. Der grenzüberschreitende Verkehr wurde bis auf sechs Eisenbahn- und fünf Straßenübergänge unterbunden. Durch das Verlegen von Erdminen, den Bau von Kfz-Sperrgräben (ab 1966), Selbstschussanlagen (ab 1970) und einen zweiten Hinterlandzaun mit optischen und akustischen Signalanlagen (ab 1973) wurde sie nahezu unüberwindbar.
Dieser Perfektionismus war notwendig, weil die Führungen in der DDR und den anderen Staaten des Warschauer Pakts weder willens noch in der Lage waren, politische Freiheitsrechte zu gewähren und die wirtschaftlichen Probleme zu lösen. Deshalb kam es dort immer wieder zu Aufständen.
Der 17. Juni 1953 in der DDR war der erste Volksaufstand im sowjetischen Machtbereich nach dem 2. Weltkrieg.
Ihm folgten die Posener Demonstrationen im Juni 1956, die Revolution in Ungarn im Oktober 1956, der Prager Frühling in der Tschechoslowakei 1968 und die Entstehung der Solidarnosc-Bewegung in Polen 1980. Die Aktivitäten letzterer, die erfolgreiche Orientierung der Ungarn nach Westen, die Unabhängigkeitsbewegungen in den baltischen Staaten und der Abbau des Stacheldrahts an der ungarisch-österreichischen Grenze durch die beiden Außenminister Guyla Horn und Alois Mock am 27. Juni 1989 bereiteten den Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 vor.
An die Zeit der Spaltung erinnern heute mehr als 300 Denkmäler, Freiluftmuseen und Gedenksteine. Der Deutsche Bundestag hat einstimmig beschlossen, das "Grüne Band" zu schützen und für den nachhaltigen Tourismus zu erschließen. Damit wird nicht nur die Flora und Fauna des ehemaligen Sperrgebiets geschützt. So kann man auch Erinnerung sichtbar machen.