Klimawandel und Mobilität sind große Themen unserer Zeit - nicht nur bei den Grünen. Vertreter dieser Partei haben gemeinsam eine bundesländerübergreifende Radtour von Bad Rodach in Franken ausgehend nach Thüringen und zurück absolviert - unter anderem auf dem Werra-Obermain-Radweg und mit mehreren Stopps, etwa an der an Natura2000 Station bei Stressenhausen und der Burgruine Straufhain. An der Zwischenstation Bedheim diskutierten unter anderem Michael Cramer, Mitglied des Europäischen Parlaments, Anna Cavazzini, Europakandidatin, die bayrische Landtagsabgeordnete Ursula Sowa und Denis Peisker, Landesvorstand Thüringen. Im dortigen Schloss mit seinem Gartencafé, der Schlossgärtnerei und dem Lebensgarten, die mit ökologischer Wirtschaftsweise betrieben werden, hat Schlossherr Florian Kirfel-Rühle die Radler zur Stärkung empfangen und sich selbst in die Gesprächsrunde eingebracht, die den Bogen von Europa zur ländlichen Region schlug.
"Verkehr und Klima hängen zusammen. Ohne eine Veränderung der Mobilität werden wir den Klimawandel nicht stoppen", sagte Michael Cramer, Mitglied des Europäischen Parlaments, in diesem Rahmen. "Ich bin aber überzeugt: Beides kann funktionieren." Der fast 70-jährige Cramer lebt in Berlin und besitzt nach eigenen Angaben seit fast 40 Jahren kein Automobil. Er gab zu: "Auf dem Land ist es anders." Gleichsam warb er aber für derartige Regionen für das Fahrrad fahren im Alltag - ob in der herkömmlichen Variante oder als E-Bike - und den Fahrradtourismus, jeweils verbunden mit einem gut funktionierenden Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). "Wenn in solchen Regionen alle Stunde ein Bus führe, wäre das toll." Der Fahrradtourismus boome und generiere "innerhalb der EU inzwischen 44 Milliarden Euro", sagte Michael Cramer. "Kreuzfahrtschiffe bringen es auf 39 Milliarden Euro." Die Schifffahrt habe aber eine größere Lobby.
In der hiesigen Region, durch die der Europaradweg Eiserner Vorhang führt, der von Norwegen über Mitteleuropa zum Schwarzen Meer der ehemaligen Grenze zwischen Ostblock und Westblock reicht, seien die Voraussetzungen mit größtenteils asphaltierten Wegen gut. "Das ist eine große Chance mit der Verbindung von Geschichte und Kultur", sagte Cramer und verwies auf die mögliche Kofinanzierung eben dieses Projekts vor Ort von bis zu 85 Prozent mit EU-Mitteln. Die Umsetzung müsse aber lokal erfolgen.
"Es sind die lokalen Autoritäten, die bremsen", sagte Florian Kirfel-Rühle. "Der ehemalige Römhilder Bürgermeister Günther Köhler wollte keinen solchen Tourismus, der hätte ihm nur das Wild im Wald gestört." Es fehlten die ausreichende Ausschilderung und - ein Thema der Länder - der Lückenschluss der Werrabahn zwischen Coburg und Eisfeld beziehungsweise Hildburghausen.
Schmidt: "Zu unattraktiv"
"Der Öffentliche Personennahverkehr ist zu unattraktiv", schätzte Katharina Schmidt, eine Sprecherin des Kreisverbandes Sonneberg und Hildburghausen ein und kritisierte: "Da müsste einiges getan werden, statt die Bestrebungen zu blockieren. Es fehlen der Mut und das Geld. Der Trend geht im Landkreis Hildburghausen stattdessen zur Zulassung des Zweitautos."
Die Anbindung an Europa und die jeweiligen Ansprechpartner sei wichtig und müsse für die Themen in der Region intensiviert werden. Europakandidatin Anna Kavacini machte deutlich, dass vieles, was in Brüssel entschieden wird, sich vor Ort auswirke, "ob Fördermittel, Umwelt- und Verbraucherstandards, Naturschutz und so weiter". Deshalb gelte: Zur Wahl gehen ist total wichtig. Man kann damit etwas bewegen, auch für Themen vor Ort." Am 26. Mai ist es so weit, dann stehen die Europawahlen 2019 gleichzeitig mit den Kommunalwahlen in Thüringen auf dem Programm.