Alptraum im Flugzeug-Cockpit

30. September 2013 zur Übersicht

Länger fliegen, weniger schlafen: Heute wird über neue Dienstzeiten für Piloten abgestimmt. Ein Artikel erschienen am 30. September 2013 in der Abendzeitung München.

BRÜSSEL Schlafende Piloten - ein Albtraum für jeden Fluggast. Heute soll der Verkehrsausschuss des Europäischen Parlaments über die zukünftigen Flugdienstzeiten von Piloten abstimmen. Politiker und Piloten warnen, übermüdetes Personal werde künftig noch mehr als bisher die Sicherheit der Passagiere gefährden.

 

Die Neuregelungen sollen die Personalkosten der Airlines drücken. Künftig sollen Airlines Piloten auch nach acht Stunden Bereitschaftsdienst zu einem Flugdienst von bis zu 14 Stunden einsetzen können. "Somit kann die Landung nach einer Wachzeit von mehr als 22 Stunden stattfinden", berichtet die Pilotengewerkschaft Cockpit. Auch die maximale Dienstzeit bei Nachtflügen solle verlängert werden. Dabei würden Wissenschaftler vor alllem nachts ein Maximum von zehn Stunden fordern, kritisiert Cockpit.

 

Immer wieder komme es heute schon zu kritischen Situationen, weil Piloten vom Schlaf übermannt werden, berichtet die Gewerkschaft. Vereinzelt seien deswegen sogar Flugzeuge abgestürzt - beispielsweise im Mai 2010 beim Anflug eines Airbus auf Tripolis. Bei diesem Unglück kamen 93 Menschen ums Leben.

 

Auch die deutschen Fluglotsen beklagen sich über steigende Arbeitsbelastung und sinkende Sicherheitsstandards. Sie wollen am 10. Oktober streiken. Die Piloten warnen vor "chaotischen Verhältnissen" aufgrund der Arbeitsniederlegung.

 

Der verkehrspolitische Sprecher der Grünen im Europaparlament, Michael Cramer, bemängelt die Vorarbeiten für die aktuell geplante Neuregelung. "Im Luftverkehr hat man den Eindruck, die Lobbyisten schreiben geradezu die Gesetzestexte", sagte Cramer. sun