Artikel von Peter Neumann in der Berliner Zeitung
Michael Cramer könnte sich einfach auf seinen Lorbeeren ausruhen. Denn dem Grünen-Politiker und seinem Beharrungsvermögen ist es zu verdanken, dass es den Berliner Mauer-Radweg gibt - jene 160 Kilometer lange Route rund um West-Berlin, die autofrei und gut beschildert zu einer Reise in die Geschichte einlädt. Der Mauer-Radweg - eine gute Sache, die sogar Touristen aus USA, Neuseeland oder Spanien anlockt.
Für die vierte Auflage ist Cramer aber dann doch noch übermütig geworden. Er hat Berlin verlassen und einen 20-Kilometer-Abstecher durch Potsdam eingeplant. Dort verwandelt sich die Route in einen Hindernis-Parcours, der nur ausgeprägt abenteuerlustigen Menschen empfohlen werden kann. Im Park Babelsberg und im Neuen Garten drohen Konfrontationen mit Ordnungskräften, die Radlern Verwarnungsgelder von 10 bis 200 Euro abknöpfen dürfen. Im Schlosspark Sacrow wiederum dürfen Zweiräder nicht mal geschoben werden. Ob wenigstens das Tragen erlaubt ist, war nicht in Erfahrung zu bringen. Und am Griebnitz- sowie am Groß-Glienicker See könnte es sein, dass die Radler erbosten Grundstückseigentümern begegnen - dort tobt ein Kampf um die Uferwege, der schon mal illegal mit dem Verlegen von Holperschwellen oder dem Aufstellen von Zäunen ausgetragen wird. Nichts für schwache Nerven also. Der Senat dürfte sich jedenfalls über Cramers unfreiwilliges Lehrstück freuen. Denn wer es ins ruhige Berliner Fahrwasser zurück geschafft hat, der wird sich sagen: So schlimm ist Berlin für Fahrradfahrer doch gar nicht."